Lebenswerk

Lebenswerk bis 1914

Die frühesten noch erhaltenen Zeichnungen von Emil Kneiß stammen aus dem „Radfahr-Humor“, für den er seit dessen erstem Erscheinen 1887 seine spitze Feder führte. Weitere Werke finden sich in „Der Reiseonkel“ und in „Das Schnauferl“; letztere Zeitung führte den „Radfahr-Humor“ bis 1908 fort. Während des Studiums in Berlin war Kneiß auch geschätzter Mitarbeiter für Julius Stettenheim, dem Herausgeber von „Das Humoristische Deutschland“. Ab etwa 1900 arbeitete Kneiß zunehmend als Werbe-Illustrator; von diesem Schaffen sind vor allem viele Postkarten erhalten.

Lebenswerk bis 1933

Der Erste Weltkrieg brachte für Europa und besonders auch für Deutschland einen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umbruch. Der verlorene Krieg und die erneuerte Zentralgewalt verstärkten in Altbayern die Abneigung gegen „Berlin“; das Heimatgefühl erlebte eine neue Blüte.

Lebenswerk ab 1933

Seit dem 1. Juli 1933 war im Bayerischen Zeitungsblock für die Politik als Hauptschriftleiter ein gewisser „H. Fiehler“ verantwortlich. Vermutlich handelte es sich um Heinrich Werner Fiehler, den ältesten Bruder Karl Fiehlers, des nationalsozialistischen Münchner Oberbürgermeisters. Dieser „H. Fiehler“ wurde schon am 16. September 1933 dieses Postens wieder enthoben und durch „A. W. Rettich“ ersetzt. Letzterer zeichnete am 3. Juli 1934, zwei Tage nach der „Nacht der langen Messer“ (Röhm-Putsch), seinen Artikel „S.A.-Geist bleibt unerschüttert“ mit ‚A.W. Rettich, III/S1‘, um seine Zugehörigkeit zur SA zu demonstrieren.

Die Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde von großen Teilen der Bevölkerung erst allmählich in ihrer Tragweite erkannt. Kneiß‘ Karikaturen sind etwa ab Mai 1933 dem neuen Ungeist weitgehend angepasst oder sie beschränken sich auf Alltagsprobleme; nach dem „Röhm-Putsch“ (Ende Juni/Anfang Juli 1934) sind aber auch die leisesten Andeutungen verschwunden.