Dr. Conrad Adlmaier

 

Eine der Personen, die den Lebensweg von Emil Kneiß kreuzten – und mit der er wohl gerne zusammen arbeitete – war Dr. Conrad Adlmaier. Vor allem in der Zeit zwischen 1926 und Januar 1933 gab es viele gemeinsame Arbeiten.

Dr. Conrad  Adlmaier

Dr. Conrad Adlmaier wurde am 13. August 1882 in dem am rechten Innufer gelegenen Zaisering geboren. Heute gehört Zaisering zu Vogtareuth.

Im Alter von zweieinhalb Jahren verlor Konrad – so wurde er getauft – seinen Vater; die Mutter Franziska ließ daraufhin einen Großteil der Habe versteigern und zog nach München. Dort hielt sie die Familie mit einem kleinen Milch- und Brotladen über Wasser, schickte aber Conrad als den ältesten Sohn in das Internat nach Scheyern. Nach dem Abitur am Domgymnasium in Freising sollte er Theologie studieren, ging aber lieber zur Handelsmarine und kam bis nach Australien. Danach studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universtät in München und promovierte anschließend 1910 in Erlangen zum Dr. phil. Der Titel der Doktorarbeit lautete: „Das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen im Kreise Oberbayern“.

Am 21. April 1911 heiratete Conrad Adlmaier in Chieming seine Braut Elisabeth Danner. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Konrad, Elisabeth und Siegfried. Dr. Adlmaier brachte es während des Ersten Weltkriegs zum Unteroffizier und bis zum Offiziersanwärter; aber am 22. März 1918 verstarb seine geliebte Gattin an Lungentuberkulose. Um seinen drei unmündigen Kindern eine Stiefmutter als Bezugsperson zu geben, heiratete er am 26. Mai 1919 die damals 20-jährige Maria Magdalena Herath. Mittlerweile war Dr. Adlmaier schon als Journalist tätig. So stand er 1922 zusammen mit Paul Nikolaus Cossmann wegen übler Nachrede vor Gericht. Es ging um antisemitische, ehrabschneidende Artikel gegen Felix Fechenbach, den Sekretär von Kurt Eisner.

Wann Dr. Adlmaier mit seiner Familie nach Chieming (dem namensgebenden Ort für den Chiemsee) zog, ist nicht bekannt. Er war dann schon als Journalist tätig, z.B. für die „Oberbayerische Landeszeitung“, das Kopfblatt des Traunsteiner Tagblatts. In Chieming verfasste er 1925 dann fünfundzwanzig „Lustige G’schichtln für boarische Landsleut“, zu denen später Emil Kneiß passende Zeichnungen anfertigen sollte. Die Bleistift-Skizzen hierfür finden sich aber nur im Nachlass von Emil Kneiß; sie wurden leider nicht ausgeführt.

Es muss auch noch eine Fortsetzung der „Lustigen G’schichtln“ gegeben haben, denn im Nachlass von Kneiß befinden sich weitere 25 Skizzen. Im nachfolgenden Text finden sich drei der ersten Skizzen nebst Ausschnitten aus den zugehörigen „G’schichtln“.

Lustige G'schichtln für boarische Landsleut (Zeichnung nicht von Kneiß)

Dr. Adlmaier wurde nach dem Ersten Weltkrieg einer der führenden Köpfe der Trachtenbewegung; In dieser Funktion kam er auch mit Thomas Bacher, dem langjährigen Vorstand des Gauverbands I in Verbindung. Da Thomas Bacher in seiner Jugend der letzte Haberfeldmeister (gewählt 1886) war, legte Adlmaier dessen Erinnerungen in dem Buch „Der Oberländer Haberer Bund“ nieder. Für das Titelblatt zeichnete Emil Kneiß einen „Haberer“.

1925 wurden die Vereinigten Trachtenverbände des bayerischen Oberlandes gegründet; Dr. Adlmaier war zuerst Schriftführer, später dann Schriftleiter der Verbandszeitschrift „Oberländer-Heimat-Bote“.

Von Interesse ist, dass das Buch „Der Oberländer Haberer Bund“ 1926 im Verlag Müller & Königer erschien. In diesem Verlag entstand schon 1924 durch Klaus Eck der „Bayerische Zeitungsblock“.

Titelblatt des "Oberländer Heimatboten"
Titelblatt des Buchs: "Der Oberländer Haberer Bund"
Ein Berliner Professor versucht sich als Haberfeldtreiber

Oachkatzlschwoaffi

Der Geschichtsprofessor Dr. Schnedebeck aus Berlin, zur Sommerfrische in Oberbayern, hatte etwas vom Haberfeldtreiben gehört; er geriet an einen Nicht-Haberer, der ihn trotzdem in die Geheimnisse und Gebräuche des Haberfeldtreibens einwies. Insbesondere das Passwort „Oachkatzlschwoaffi“ musste eingeübt werden.

Da Wirt hot aa mitto und aa so is kemma, daß da Herr Dr. Schnedebeck aa paar Tag danoch aa Zeddal kriagt hot, durch aan kloan Buam. Auf dem Zeddal is drobngstandn:

„Beföhl vom Kaisa Kal in Untasberg:
Am Micka auf D’Nocht um zehni werd beim Wirt zon schwartzn Gamsbog triem. Bostn ausstölln, Pixn und Hofadeckl mitbringa. Bingtli kömmen. Baßwort Oachkatzlschwoaffi.
Engga knedicha Kaisa Kal.“

Am Mittwoch auf d‘ Nacht is da Dr. Schnedebeck richti neba da Straß beim Wirtshaus zum schwarzn Gamsbock gstandn. Ausgschaut hot er zum Fürchtn, da Professa. S‘ Gsicht hot er sö mit Stiefiwix ganz schwarz ogstricha ghabt, zwoa Hofadeckl hot er mitgnomma, und üban Kopf hot er aa schwarze Zipfihaubn zogn. Da ganze Mensch hot ausgschaut wia da Spaarifankal. Auf oamoi packt’n oana beim Gnaack und wischbat: „Wia hoaßts Paßwort?“ Vor lauter Schreck hätts da neubachene Hobera boid nimma gwißt, na hot er aba do außagstottert: „Aachgassischwänzchen“. Da anda hot aan Kopf einigsteckt und hot aa bissei druckt, ois ob er’s Laacha vobeißn müaßat, na hot er gsogt: „Guat, mirk das, wenn pfiffa werd, na druckst di!“ Kaam is der Unbekannte weg gwen, hot aa Getös ogfangt zum fürchtn und nöt zum sogn. Gschoßn und gschrian und gspetakelt hamms, daß oana sei eigns Wort nimma vostandn hätt. Da Herr Schnedebeck hot aa fünf aa sechs schwarze Kerl gsehgn, aba auf oamoi hots aan scharffn Bfiff to und de Hoberer saan wia da Blitz voschwundn. So schnöi hots aba da Professa nöt könna. Wia er sö umdraaht, haut eahm oana aa Mordstrumm Pratzn ins Gnaack und schreit: „Hamma do wenigstens oan von dene Hallunkn dawischt!“ Do hot da Hobaragast umasunst sei „Aachgasselschwänzchen“ ois Parole gsogt, eigspirrt is er worn ins Spritznhaus und erst wias eahm am andan Tog dö schwarze Stiefiwix vom Gsicht obgwaschn hamm, hot er redn derfa. Boid hätt er ois oanziga Hobara aa paar Monat Gfängnis kriagt, aba dö Richta hamm wega oan Wort aa so lacha müaßn, daß’n freigsprocha hamm. Und dös Wort is koa anders gwen ois: „Oachkatzlschwoaffi“.

Nach dem Tod von Klaus Eck am 21. Mai 1929 suchte man nach einem Nachfolger für seine bisherige Tätigkeit als Hauptschriftleiter. Dr. Adlmaier setzte die bisherige Linie des Zeitungsblocks fort.

Dr. Adlmaier war zugleich im Oberbayerischen Kreistag seit 1928 als Abgeordneter der BVP (Bayerische Volkspartei). Dies mag auch ein Grund dafür gewesen sein, dass er spätestens am 17. Mai 1933 als Hauptschriftleiter abgesetzt wurde. (Nach seiner eigenen Darstellung wurde er schon am 31. Januar 1933 von dieser Aufgabe entbunden)

Klaus Eck wird empfangen von: Petrus, Fritz Salzberger, Ludwig Thoma und Dietrich Eckart

Noch am 31.12.1932 schrieb Dr. Adlmaier in eigener Sache im Bayerischen Zeitungsblock: „Christliche Weltanschauung und vaterländische Gesinnung werden gegen Bolschewismus in Politik, Wirtschaft und Kultur energisch verteidgt.“

Nachdem Dr. Adlmaier durch die Nazis beim BZB entlassen worden war, bemühte er sich um eine andere Stelle als Hauptschriftleiter. Die fand er beim Katholischen Preßverein, dem das Traunsteiner Tagblatt gehörte. Dort war er zunächst Hauptschriftleiter, konnte dann aber sogar Zeitung und Druckerei erwerben.

Das war nicht von langer Dauer, denn der Kreisleiter Endrös drückte durch, dass die NS-Zeitung Chiemgauer Nachrichten mit dem Traunsteiner Tagblatt zusammengelegt wurde. Adlmaier erhielt zwar für 10 Jahre den Druckauftrag für die Zeitung, wurde aber in den Lokalteil abgeschoben. Neuer Hauptschriftleiter wurde Franz Werr.

Titelblatt von "Wilderer und Jäger im Hochgebirg"

Die Konzentration in der Traunsteiner Presselandschaft ging noch weiter: Das (täglich erscheinende) Traunsteiner Wochenblatt des Verlegers und Druckereibesitzers Anton Miller wurde 1936 mit dem Traunsteiner Tagblatt zur Traunsteiner Zeitung zusammengelegt, die nun von der Rotationsmaschine der Millerschen Druckerei gefertigt wurde. Dr. Adlmaier sah sich völlig ausgebootet und erhob eine gerichtliche Klage, die mit einer Entschädigung von 6.000 RM endete.

Wohl um für seine Druckerei nun wenigstens staatliche Aufträge zu bekommen, trat Adlmaier 1937 dann in die NSDAP ein.

1935 entstand das Buch „Wilderer und Jäger im Hochgebirg“, das sich als so nachgefragt erwies, dass Adlmaier es 1966 nochmal auflegte.

Des Jaagers Fluach

Dem Schneidermeister Ziegenspeck wird geraten, seine Schneiderstube zu verlassen und es einmal mit dem Jaagern zu versuchen.

Des Jaagers Fluach

Aan acht Täg drauf is beim Reschmoar drenten aa Treibjagd gwen und olle Jaaga saand einglodn worn dazua. Do is da Ziegenspeck scho in da Fruah in sein Jaagagwand umanandaglaffa, um aan Bauch hot er aan Ledergürtl oghabt, in dem saan mindestens fuchzg Patrona drinngsteckt und aan Huat mit da Gocklfeda hot da neubachene Jaaga scho so vowegn auf da Seitn ghabt, daß dös ganz Dörfei glacht hot, wia er nachhat zum Randiwuh ganga is. Dort, bei da oitn Oach saand scho aa zwanzg Jaaga gstandn und aa Stuckara fuchzehn Buam mit aan Haufa Hund. Wia da Ziegenspeck zuawi kömma is, hot glei oana gschrian: „Jeh, da Schneida, den schaugts o!“ Aba den hat da Ziegenspeck mit Verachtung gstraft, hot sein Huat aa bissei gruckt und hot salbungsvoi gsogt: „Weidmannsheil, meine Herrna!“ Aa paar hamm zwar glacht, aba wia d’Jaaga saand, es is na weita nix mehr gredt worn.

Glei is da erschte Bogn aufgstellt worn und durchitriebn hammd dö Buam, daß grod gschebbat hot. Links und rechts vom Schneida hots gschnoit, dö Büxn hamm kracht, bei eahm seim is aba nix außa und dös is guat gwen, denn da Ziegenspeck hot grod gfiebat vo lauta Jagdeifa. Beim zwoatn Bogn is aba anderscht ganga. Do hamms den neuchn Hubertusjünger an aan guatn Plotz hingstellt und richti hupft hart neban Schneida aa Hoos aus dö Boschn. Da Schneida laßts kracha, nix is gwen. Nomoi loßt as kracha, da Hoos hot d’Löffin zruckglegt und is davo wia da helliachte Teifi. Da unglückliche Schütz lodt sein Schiaßprügl, do werd da gfeit Hoos vom naachstn Jaaga ogschossn und kehrt voller Verzweiflung nomoi um und kimmt aan Schneider wieda. Bumm und nomoi bumm hots to beim Ziegenspeck, do macht da Hoos no aa Manndl aa und dö Nachbarschützn hamm sö grod bogn vor lautan Laacha. Do hot da Schneida aan cholerinischn Anfall kriagt, schmeißt aan Hoosn sei Bix hi und bruit dazua in höchsta Wuat:

„Do, du Mistviech, daschiaß di selm!“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dr. Adlmaier mit dem Urteil „entlastet“ entnazifiert. Ansprüche gegen den Freistaat Bayern wegen beruflicher Nachteile während der NS-Zeit wurden abgewiesen. Adlmaier war aber nach wie vor Eigentümer einer Druckerei (heute: Chiemgau-Druck) und ab 1946 Vorstand des (Trachten-)Gauverbands I bis zu seinem Tode. Als ehemaliger BVP-Angehöriger war er nun für die CSU für mehrere Wahlperioden im Stadtrat von Traunstein.

 

Das Geheft: Gesichte des Mühlhiasl und die Voraussagen des Alois Irlmeier

Dr. Adlmaier erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem den Bayerischen Verdienstorden und den Ehrenring der Stadt Traunstein.

In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg interessierte sich Dr. Adlmaier dann vor allem für die Gesichte des Mühlhiasl (Bayerischer Wald) und die Voraussagen des Alois Irlmeier (Freilassing). Dieses Geheft erlebte drei Auflagen!

Da Spaarifankal bin i

Da Spaarifankal bin i

Der Schmied Praxenschlager, der eine ausgetrocknete Leber sein eigen nennt, soll durch eine Begegnung mit dem Teufel (Spaarifankal) von seiner Trunksucht geheilt werden.

Heunt muaß i scho wieda von oan vozähln, der oiwei z’naß gfuattert hot. Dös is da Schmiedmoasta Praxnschloga gwen, sunst aa tüchtiga Mensch, aba ’s Schmiedfeua hot eahm unglücklicherweis d‘ Leba austrickat. Wos aa truckane Leba bedeut, dös konnst da selm ausdenka, no dazua bei dera Hitz, wias aa diam am Cheambsee vorkimmt. Do rinnt nachhat ’s Bier bei dera hoaßn, austrickatn Leba vorbei und wenn oana genau hiloosn taat, müaßt aas zischn hörn. …

Durch dös is er aba oiwei mehra ins Trinka einikemma, so daß sö d‘ Schmiedin denkt hot, sie muaß amoi aa Radikalmittl owendn. Zerscht hot sö se aba no aan Rotschlog ghoit bei ihrana Gvatterin, da Zuckerschnürl Nanndl. … Do schreit dö Zuckaschnürl Nanndl: „Hoit, i hobs. Da Teifi selm muaß eahm bekemma und muaß eahm richti d‘ Levitn lesn, nachha werd er scho kloa beigebn und nimma so sauffa. Und du, Schmiedin, muaßt aan Spaarifankal macha und setz eahm no dö Krain richti ei, daß er ses mirkt, der Loda!“

Oiso is dös betrüabte Weibats wieda hoam und hot se beim Krama aa Larvn kaaft und von aan schwarzn Fuattastoff hot se sö aa Kapuzzn gmacht, zwoa oite Goaßbockhörndl hots hergricht und aan Schürhackl. Nacha hots paaßt, bis da Schmied zum Wirt ganga is und dös hat nöt lang dauat.

Wia er mittn aufn Freithof is, reißt da Schmied auf oamoi seine Salzbüchsl sperranglweit auf, denn eahm kimmt aa kohlrabnschwarze Gstalt zua, hot aan Schürhaackl in da Hand und schreit: „Schmied, du bsuffana Kerl, jetzt hot dei letzts Stündl gschlogn, du muaßt mit in d’Höll, geh no glei mit, i brauch aa so aan Schürrmoasta!“ Zerscht is da Schmied dakemma wia net gscheid, aba nachha hot er gsogt: „Wer bist denn du, i kenn di ja gor nöt,“ „I bin da Spaarifankal“, sogt d‘ Schmiedin und moant, jetzt werd da Beni glei ’s bittn und ’s bettln ofanga. Aba wos moanst wos da Schmied gsogt hot: „So, so“, hot er gsogt, „da Spaarifankal bist? No, do bin i froh, i hob scho gmoant, mei Oiti bist da Stimm noch, Gott sei Dank, wennst grod da Teifi bist. Auf di hob i scho lang aa Hoanl, geh nur glei her, gräuslicher Spaarifankal, na raafft ma aa bissei, mit söchane Gselln, wias du bist, wer i aa no firti!“