Radfahr-Humor

Der „Radfahr-Humor“ wurde 1887 von dem Ingenieur Heinrich Hildebrand gegründet; nach dem Vorbild der „Fliegenden Blätter“ sollten Themen aus der Welt der Radfahrer humorvoll in Zeichnung und Wort behandelt werden. Von der zweiten Ausgabe an finden sich in jeder folgenden Nummer eine oder mehrere Zeichnungen von Emil Kneiß. Der Erfolg des „Radfahr-Humor“ war so groß, dass Heinrich Hildebrand 1893 die Schriftleitung abgeben konnte, um sich der Serienfabrikation des von ihm erfundenen „Motorrads“ zu widmen.

 

Mit der Bildgeschichte „Der Nazibauer“ gab Emil Kneiß seinen Einstand im „Radfahr-Humor“. Die Hochradfahrer eiferten miteinander in Rennen; die Bauern allerdings waren diesen Velocipedisten alles andere als gewogen (Siehe Kopftitel). Zugleich war dieses Fahren sehr schwierig und gefährlich.

1887 war Kneiß gerade 20 Jahre alt und begann erst jetzt, (Hoch-)Radfahren zu lernen. Die von ihm hier gezeichneten Einrad-Kunststücke sind wohl z.T. erfunden; doch sein Schwager Gustav Braunbeck (1866-1925) zeigte etwa ab 1891 auf dem Niederrad und dem Einrad solche Kunststücke und gewann damit mehrere Meisterschaften im Kunstradfahren.

 

Gustav Braunbeck als Kunstradfahrer
Richard Braunbeck auf einem Juxbild von 1891

Richard war der jüngere Bruder von Gustav Braunbeck; etwa ab 1891 tauchte er im „Radfahr-Humor“ auf. Er schrieb dafür kleine Geschichten und heckte mit Emil Kneiß lustige Karikaturen aus. Er verwendete allerdings das Pseudonym „T. Pollack“, das erst 1897 gelüftet wurde. In den folgenden Jahren kämpften Richard als Hauptschriftleiter und Emil wie ein Brüderpaar für die Einigung der Radfahrverbände; dabei wurden sie sogar einmal vor ein Schiedsgericht zitiert. Das Urteil fiel aber milde aus.

Richard Braunbeck und Emil Kneiß, der Zweisitzer im Training

Auf dem Heft steht:
Warum sträuben sich die Herren Lehrer gegen eine Einigung
der deutschen Radfahrer? T.Pollack

Kneiß und Braunbeck vor Gericht

Auf der Tafel steht:
Deitsche Radler vereinigt Eich! Richard Braunbeck!
Das ist der Herr Lehrer.
E. Kneißlbua fetzid 1898