XI. Olympische Spiele 1936

in Garmisch und Berlin

Die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 nach Deutschland erfolgte bereits am 13. Mai 1931. Das NS-Regime erkannte bald, dass die Durchführung dieser Spiele Gelegenheit zu propagandistischer Selbstdarstellung bieten würde. Im Oktober 1934 wurde mit den Planungen begonnen; das Olympiastadion in Berlin wurde das erste von Hitlers Großbau-Projekten. Wegen der seit der „Machtübernahme“ einsetzenden Diskriminierung der jüdischen Mitbürger entstand jedoch in den USA eine starke Bewegung, diese Spiele zu boykottieren; die entscheidende Sitzung ging nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 58:56 Stimmen zugunsten einer Teilnahme der USA aus.

Emil Kneiß kommentierte mit seinen Zeichnungen die Spiele in Garmisch aus der Sicht eines Familienvaters oder eines älteren Herrn, die Spiele in Berlin aus der Sicht der Rundfunkhörer oder der Schriftleiter einer Zeitung.

Bild: Von der Olympiade
In Garmisch vom 6. – 16. Februar 1936

 

Bild: Die Familie Wimblinger bei der Brotzeit in der Bierhalle
Die Familie Wimblinger bei der Brotzeit in der Bierhalle

Der Pepperl: „Vata, gehnga ma jetzt no net zum Eishockey? Schaug ’naus, sie spuin scho!“

Wimblinger: „Wast allaweil hast Bua, mit dein’m Eishockey. Mir hocka jetzt da doch aa ganz schö und drum gib a Ruah!“

Beim Skistadion

Der Pepperl: „Uih, Vata, dös is a zünftiga Sprung! Dös wer’n g’wiß hundat Meta, glaabst dös?“
„Geh, dalkata Bua! Is no koana hundat Meta weit g’sprunga!“

Frau Wimblinger: „Schneidi san s‘ scho, diea junga Mannsbilder und sauber san s‘ aa!“

Herr Wimblinger (mit Würde): „Mei, san halt junge Kampel. Da leid ’s as no, da´s‘ große Sprüng mach’n!“

Bild: Beim Skistadion
Beim Eiskunstlauf

Frau Wimblinger: „Könna tuat dös Fräulein scho was, dös muaß ma sag’n. Aber san die Röckerl net a weng gar z‘ kurz?“

Herr Wimblinger (mit stillem Lächeln): „Mir san s‘ lang gnua, diea Röckerl.“

Bild: Beim Eiskunstlauf
Bild: Herr Zangerl hat in der Nacht einen schweren Traum ...

Herr Zangerl hat sich die Schanzen beim Gudiberg betrachtet. Und in der Nacht hat er einen schweren Traum …

(Die Schisprungschanze in Garmisch steht am Gudiberg)

Bild: Beim Eisstockschießen
Beim Eisstockschießen

Da geht’s wieder anders zu. Sauber hat die Gegenpartei grad einen Eisstock hinbaut zur Taub’n.

Sagt der Gangerl zum Sepp: „Da, den Stock schau dir a mal an. So wennst du nur aa amal hinmaß’n taast, nacha wurad’n mir net jed’smal Schneider dahoam!“

Eisstockschießen war bei den Spielen in Garmisch nur ein Demonstrationswettbewerb; es wurden keine Medaillen vergeben. Aber Kneiß war es ein sehr vertrauter Sport.

Bild: Zweierlei Olympia (In Deutschland, in Barcelona)
Zweierlei Olympia

Am 1. August 1936, dem Beginn der Sommerspiele in Berlin, wurde diese Zeichnung abgedruckt. Vordergründig sollte sie das friedliche, die Völker verbindende Deutschland Spanien gegenüberstellen, in dem zwei Wochen vorher ein Bürgerkrieg ausgebrochen war. Dieser ging aber primär von in Marokko putschenden Generälen um Franco und nicht vom „Bolschewismus“ aus. Dass Kneiß auf Barcelona verwies, hatte seinen Grund darin, dass Barcelona bei der Vergabe 1931 in der Endabstimmung Berlin unterlegen war.

Der Olympische Fackellauf wurde 1936 zum ersten Mal durchgeführt; er war eine Idee des jüdischen Archäologen Alfred Schiff, der viele Jahre der persönliche Berater Carl Diems war. Letzterer nahm als Generalsekretär des Organisationskomitees diese Idee auf, so dass sie ihm zugeschrieben wurde.

Die Leser der Zeitung wussten auch nicht, dass bereits im Juli 1936 die Vorbereitungen für die Entsendung der „Legion Condor“ getroffen worden waren; erste Truppenteile waren am 31. Juli auf dem Flugplatz Döberitz verabschiedet worden.

 

Bild: Oympiafieber bei den Rundfunkhörern
Bild: Sogar der Schmied dämpft seinen Schlag Dieweil er etwas hören mag.

Sogar der Schmied dämpft seinen Schlag
Dieweil er etwas hören mag.

Im Hammerwerfen gewann der Deutsche Karl Hein Gold; er erzielte mit seinem letzten Wurf von 56,49 Metern eine olympischen Rekordweite.

 

Bild: Alle Räder stehen still Denn jeder etwas hören will

Alle Räder stehen still
Denn jeder etwas hören will.

Olympiasiegerin im Diskuswurf der Frauen wurde die Deutsche Gisela Mauermayer; sie erzielte mit 47,63 Metern eine olympische Rekordweite.

Bild: Die Mirzel hört so eifrig zu Daß sie verwechselt Stier und Kuh.

Die Mirzel hört so eifrig zu
Daß sie verwechselt Stier und Kuh.

Und noch eine Deutsche wurde Olympiasiegerin: Tilly Fleischer erzielte im Speerwerfen mit 45,18 Metern eine olympische Rekordweite.

Bild: Still steht der Hiasl auf dem Mist Bis ein Rekord gefallen ist

Still steht der Hiasl auf dem Mist
Bis ein Rekord gefallen ist

Hier hatte Emil Kneiß Mitleid mit denen, die umständehalber nur einen undeutlichen Radioempfang hatten.

Bild: Auch die Presse steht im Zeichen olympischer Rekorde
Bild: Der Schwimmer (ein Redakteur)

Man schwimmt nicht nur im Stadion,
Im Kampf um Sieg und Ehr,
Der Redakteur im Stuhle schon,
Kommt aus dem Schwumm nicht mehr.

Der Kalender im Hintergrund zeigt den 15. August 1936, den letzten Tag der Spiele; wurde er von den Redakteuren herbeigesehnt?

Bild: Der Läufer (bringt den Text zum Setzer)

Der Startschuß fiel, der Bote rennt,
Was man auch aus dem Bild erkennt,
Er bringt, damit’s ein jeder weiß;
Die neuen Siege schwarz auf weiß.

Aus der Redaktion wurden die Texte zum Setzer gebracht; man sieht ihn links an einer Linotype-Setzmaschine. Man beachte auch, dass Kneiß den schwarzen Schatten des Läufers zeichnete; ist es eine Anspielung auf Jesse Owens, den zum Ärger der Nazis eigentlichen Star der Spiele?

Bild: Der Schwergewichtsheber (bringt die Druckplatten zur Druckmaschine)

Die Schwerathleten manchen „Satz“
Mit Löwenmut erheben,
Man sieht olympische Meisterschaft
Auch ihre Kraft beleben.

Die Druckplatten, hier gerundet für die Druckmaschinen, waren aus Blei und darum sehr schwer.